Kolumbien März 2023

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Kolumbien März 2023

      Es stand mal wieder ein Besuch an bei meinem Schweizer Freund im Süden von Kolumbien.
      Er war im letzten Herbst kurz in der Schweiz und hat mir was kleines
      Alltägliches mitgebracht welches ich hier leider nicht kriege.

      Diesmal war die Reise aber abenteuerlicher als im Normalfall.
      Das hat damit zu tun, dass die Panamericana in Kolumbien wegen der starken
      Regenfälle zwischen Pasto und Popayan durch gröbere Erdrutsche verschüttet ist.
      Die Panamericana wird da an der gleichen Stelle auch nicht mehr freigelegt.
      Die Anwohner sollen auch umgesiedelt werden weil es da wegen Erdrutschen zu gefährlich ist.
      Man arbeitet an temporären Notlösungen bis dann eine neue Endlösung in
      hoffentlich einigen Monaten zur Verfügung steht.

      Eine Notlösung ist die Umfahrung via eine ca. 15 km lange Naturstrasse rauf ins Gebirge zum Dorf
      "La Sierra" von wo aus es wieder eine asphaltierte Strasse gibt zurück zur Panamericana weiter nördlich.

      Eine zweite Notlösung ist eine kurzfristig erstellte Umfahrung nur für Lastwagen
      die aber erst nach meiner Süd-Nord Fahrt für die Lastwagen freigegeben wurde.
      Es hat sich aber beim ersten Test herausgestellt, dass diese Umfahrung zu
      starke Steigungen aufweist sodass die nur für max. 25 Tonnen zugelassen wird.

      Ich war also am Nadelöhr als sich der komplette Verkehr über die Bergstrasse quälte.
      Der Verkehr war abwechslungsweise erlaubt von Süd nach Nord und dann am nächsten Tag
      von Nord nach Süd jeweils von 8:00 Uhr bis 16:00 Uhr.
      Sonntags und eventuell auch Samstags gesperrt für Unterhaltsarbeiten.
      Soweit die Theorie.
      Die Praxis sah aber anders aus.
      Da die schweren Lastwagen die Bergstrasse wegen den starken Regenfällen an gewissen Stellen
      nahezu in eine Motocross-Strecke verwandelt haben, gab es kilometerlange Staus mit
      tagelangen Wartezeiten. Sprich Übernachtungen in den Fahrzeugen.
      Für die meist kleinen Töff's der Latinos war das Problem kleiner, die konnten sich durchschlängeln.
      Damit ich mit meiner KLR mit Gepäck auch durchkam, musste ich mehrere Male anhalten und
      Sattelschlepper-Fahrer höflich bitten so nett zu sein und sich mit ihrem Gefährt ein bisschen zu
      meinen Gunsten zu bewegen, damit ich auch vorbeikam.
      War aber manchmal doch verdammt eng. Siehe Bilder der Kampfspuren.
      (Nein, ich bin nicht auf die Schnauze gefallen)
      Ausserdem wird hinter den Lastwagen her die Kupplung sehr stark
      beansprucht weil ich im 1. Gang mit Standgas schon zu schnell bin.
      Auf ca. halbem Weg der Bergstrecke, bei Km 8, hab ich gespürt,
      dass sich meine auch nicht mehr jüngste Kupplung anfängt bemerkbar zu machen.
      Als dann auch noch die Belästigung des nächsten Sattelschlepper-Fahrers anstand,
      habe ich mich um ca. 18:00 Uhr, eine halbe Stunde vor Eindunkeln,
      entschieden nicht mehr weiter zu fahren.
      Hotels oder was Ähnliches war aber weitherum nicht in Sicht.
      War so frech und hab am nächstgelegenen Haus angefragt ob eine Übernachtung möglich wäre.
      Hatte Glück, war ein nettes Ehepaar welches mich zuvorkommend behandelt hat.
      Hab die Übernachtung mit Nachtessen, Frühstück und Mittagessen bezahlt und als
      Trinkgeld noch eine kleine Lindor-Kugeln Packung und ein Victorinox-Sackmesser überreicht.
      Man hat mich jedenfalls gebeten, falls ich auf dem selben Weg wieder zurückfahren sollte,
      kurz anzuhalten, anzuklopfen und reinzuschauen für einen feinen Kolumbianischen Kaffee.
      Ein Sackmesser habe ich für solche Fälle immer dabei und betreffend der Lindor-Kugeln
      da musste sich halt die Lebenspartnerin meines Schweizer Freundes mit einer
      anstatt zwei Packungen zufrieden geben.

      Zur Info:
      Der Lastwagen der um 18:00 Uhr vor dem Haus meiner Gastgeber stand hat sich erst um
      24:00 Uhr bewegt und das letzte Fahrzeug schlich um 13:00 Uhr vorbei.
      Der Plan für die Weiterfahrt war folgender:
      Warten bis das letzte Fahrzeug vorbei fuhr und dann nochmals 1 Stunde warten um vielleicht
      freie Fahrt zu haben bis zum Ende der Bergstrasse um die Kupplung zu schonen.
      Es hat sich dann herausgestellt, dass ich viel länger hätte warten müssen denn
      nach ca. 1 Kilometer hatte ich das letzte Fahrzeug schon wieder vor mir.
      Bin dann so Kupplungs-schonend wie möglich trotzdem weitergefahren weil
      sich Wettermässig wieder was zusammenbraute.
      Scheint die richtige Entscheidung gewesen zu sein denn die Kupplung hat gehalten
      und als ich im Bergdorf an der Tankstelle Unterschlupf fand hat es
      Sintflutartig angefangen zu regnen. Wer weiss was gewesen wäre wenn...
      Wieso ich derart Angst hatte um die Kupplung?
      Hab kürzlich einen Reisebericht angeschaut auf Youtube von 4 verrückten Amis die die
      komplette Panamericana gefahren sind mit KLR's von Alaska bis Feuerland inklusive den Darien Gap!!!



      Die haben aber alle die Kupplung verheizt und ihre Töff's nur noch geschoben
      bis zum ersten Ort in Kolumbien wo sie ihre Kupplungen wieder erneuert haben.
      Meine Ersatz-Kupplungsscheiben die zu Hause bereitliegen werden nach meiner Rückkehr
      jedenfalls eingebaut.

      Bei den Überholmanövern wurde es aber wie schon erwähnt manchmal verdammt eng.
      Anscheinend hat meine Hinterbremse da irgendwie zu viel Dreck oder Kies erwischt
      denn auf der Weiterfahrt auf der asphaltierten Strasse ging irgendwann gar nichts mehr.
      Hinterrad blockiert und die Bremse hat geraucht.
      Da ich aber vor Eindunkeln bei meinem Freund in Popayan ankommen wollte hab ich die
      Bremszange kurzerhand demontiert und mit Kabelbindern an der Schwinge festgemacht.
      Hab die Bremszange dann am nächsten Morgen so gut wie möglich gereingt,
      so gut das eben geht ohne sie zu zerlegen, und dann wieder montiert.
      Bis jetzt hat sie nicht mehr blockiert, hab sie auf den asphaltierten Strassen
      ja auch nicht mehr zwingend benützen müssen. Wird sich aber demnächst wieder
      ändern sobald ich wieder auf unbefestigten Strassen unterwegs bin.


      Für die Rückfahrt hab ich mich für eine andere Weg-Variante entschieden.
      Bin von Popayan aus in südostlicher Richtung losgefahren, allgemeine Richtung
      Puracé Nationalpark und war überrascht wie wenig Verkehr da war.
      Jetzt weiss ich auch warum:
      Da sind zwischendrin mehr als 30 Kilometer nicht asphaltiert oder betoniert
      und die Strasse ist mit unzähligen Schlaglöchern bestückt, an eine vernünftige
      Reisegeschwindigkeit ist da nicht zu denken, und geregnet hat es ebenfalls.
      Im Moment herrscht hier Regenzeit, die nennen das Winter.
      Es regnet so häufig, mir wachsen bald die Schwimmhäute zwischen den Zehen.
      Auf diesem besagten nicht asphaltierten Teilstück hab ich einen Kolumbianer angetroffen
      der mit einem platten Hinterreifen unterwegs war. Der arme Kerl hat sich den optimalen Ort
      ausgesucht um einen Platten einzufangen, 50 Kilometer entfernt von der nächsten Zivilisation.
      Ich hab mich dann auf meine Art und Weise bedankt bei den Kolumbianern
      für Ihre Gastfreundschaft und hab Ihm den Platten an Ort und Stelle repariert.
      Ist noch tricky, so am Strassenrand und bei Regen,
      unter solch miesen Bedingungen musste ich das vorher noch nie machen.
      Dadurch dass er nach Einfangen des Platten weitergefahren ist,
      hatte der Schlauch zudem wie erwartet mehr als ein Loch, insgesamt waren es vier.
      Anscheinend war aber meine Arbeit exakt genug denn wir haben die
      50 Kilometer entfernte Ortschaft ohne weitere Probleme erreicht.
      Da gab's dann noch Kaffe mit Brötchen als Dank und dann hat man sich verabschiedet
      weil ich hier Nachts nicht fahren will und er noch nach Hause wollte.

      Am nächsten Tag bin ich dann weitergefahren Richtung Süden bis nach Mocoa.
      Da hatte ich eine Nacht lang Zeit zum Entscheiden ob ich die kurze gefährliche Variante
      auf der kolumbianischen Seite wähle um zurückzukehren auf die Panamericana oder die
      mit einem riesigen Umweg verbundene Ecuadorianische Version.
      Die Kolumbianische Version enthält das Teilstück "Trampolin de la Muerte" zwischen
      Mocoa und San Francisco, 60 Kilometer unbefestigte Strasse welche offiziell
      als gefährlichste Strasse Kolumbiens gilt.
      Hab mich für die Kolumbianische Version entschieden.
      Nach Befahren derselben muss ich sagen, dass die Strecke meiner Meinung nach nicht
      gefährlich ist, wenn da was gefährlich ist, dann sind es die Verkehrsteilnehmer.
      Ich muss aber zugeben, dass ich wettermässig Glück hatte,
      denn es hat am Tag meiner Ankunft in Mocoa auf besagter Strecke
      nicht geregnet und ich konnte auch bei Sonnenschein losfahren.
      Es hat auf der Strecke "Trampolin de la Muerte" Bäche die über die Strasse
      fliessen und einer davon führt bei starken Regenfällen derart viel Wasser,
      dass es für Töff's kritisch werden kann.
      Die Strecke nach dem "Trampolin de la Muerte", von San Francisco nach Pasto,
      die dann wieder asphaltiert ist, ist derart genial, eine Kurve nach der anderen,
      man könnte leicht in einen Kurvenrausch verfallen.
      Unterwegs gab's noch eine feine Forelle an der "Laguna de La Cocha" bevor es dann
      weiterging auf der Panamericana von Pasto bis zur Grenzstadt Ipiales wo ich die letzte
      Nacht vor der Rückkehr nach Ecuador verbrachte.
      Und, wie könnte es anders sein, von Pasto bis Ipiales konnte ich wieder Regen "geniessen".

      Was mich immer wieder erfreut in Kolumbien ist die Spur ganz Rechts
      bei den Zahlstellen wo die Töffs gratis vorbeifahren dürfen.

      Bin jetzt wieder zu Hause in Ibarra und kann in Erinnerungen schwelgen bis zur nächsten Tour.
      (Im Hinterkopf warten da noch einige Ideen auf deren Ausführung)

      Gruss aus Ecuador.

      Joe

      DSC05655.JPGDSC05662.JPGDSC05666.JPGDSC05667.JPGDSC05668.JPGDSC05669.JPGDSC05671.JPGDSC05673.JPGDSC05674.JPGDSC05698.JPGDSC05702.JPGDSC05704.JPGDSC05706.JPGDSC05707.JPGDSC05711.JPGDSC05713.JPGDSC05717.JPGDSC05720.JPGDSC05729.JPGDSC05744.JPG

       

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von el_mungo ()